„…Du bist ja immer schlank…“

Von wegen !

Richtig ist vielmehr, dass ich seit ich mich erinnern kann immer aufpassen musste, nicht zu pummelig zu sein! Wie gerne hab‘ ich schon als Kind beim Kochen geholfen – am allerliebsten Kuchenteig rühren oder Kekse backen – denn da war ich an der Teigquelle und konnte hemmungslos naschen! Nicht ganz hemmungslos – denn meiner Mama hat das nachvollziehbarerweise nicht unterstützt und versucht, mich mit allen möglichen Tricks und Ermahnungen einzubremsen bzw. vom Schlecken abzuhalten. ‚…da stimmt dann das Verhältnis der Zutaten nicht mehr‘ oder "Der Teil wird zu wenig für das Blech…"

In der Schule liebte ich Schulkakao, welchen man allerdings auch damals schon für mindestens einen ganzen Monat abonnieren musste – was bedeutet, regelmäßig jede Menge Kalorien in flüssiger Form zu sich zu nehmen, ohne etwas gegessen zu haben... Deswegen wurden mir von meine Mama liebevoll zwischendurch immer wieder Kakao-Abo-Pausen verordnet und ich bekam statt dessen, eine gesunde Jause, bestehend aus 3 Mandarinen, einem Apfel o.ä. Dieser Verzicht und das ständige ‚aufpassen müssen‘ hatten zur Folge, dass ich mir, wenn ich für eine Mittagspause Jausengeld bekam, ausschließlich ungesundes und vor allem süßes Zeug kaufte.

Leider hatte ich ständig den Eindruck weniger zu essen als andere, was vielleicht auch stimmte.  Fischstäbchen, Fleischlaibchen o.ä. wurden zwischen meinem Bruder und mir meist im Verhältnis 70:30 % aufgeteilt - dass er ein Bursche, größer und älter und ein ganz anderer Typ als ich war, tröstete mich nicht wirklich über diese Ungerechtigkeit hinweg. Beim Vergleichen der Kalorienaufnahme mit meinen oft sehr groß gewachsenen gleichaltrigen Freundinnen erging es mir ähnlich. Manchmal hatte ich das Gefühl, schon beim Hinschauen zuzunehmen. Ich ließ deswegen sogar meine Schilddrüse untersuchen - alles bestens (zum Glück).

Jahre später, führte mich mein Weg als "Au-pair-Mädchen" nach Paris, wo ich ein Jahr verbrachte. Ich nahm mir fest vor, 5kg abzunehmen und mir meine Haare rot zu färben. Leider legte ich bereits in den ersten drei Monaten fast 10kg zu! Andere Au-Pairs haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Die Gründe dafür sind verschiedenartig. Meine Freundinnen wurden ihre überflüssigen Kilos mühelos und in kurzer Zeit wieder los. Bei mir klappte das leider nicht so einfach. Als Oberösterreicherin musste ich alle Wiener Bäckereien und deren Spezialitäten erkunden und verkosten. Dazu kam, dass ich erstmals alleine lebte und wenig ambitioniert war, gesundes, schlankmachendes Essen für eine Person zu zaubern.

Mit Anfang Zwanzig kannte ich so ziemlich alle Diäten, Nährwerttabellen und Ernährungstrends, die es gab und litt ziemlich unter meinem ‚Babyspeck‘. Den einzigen Vorteil, den ich hatte, war, dass mein Gewicht recht gut verteilt war - von Kopf bis Fuß sozusagen - dies zeigte sich darin, dass ich zeitweilig eine ganze Nummer größere Schuhe trug und naiver Weise glaubte, meine Füße seien nochmals gewachsen...